Der Welttag der Kommunikation und Informationsgesellschaft (engl. World Telecommunication and Information Society Day, kurz WTISD) wird seit 1969 jährlich gefeiert. Er findet in Anlehnung an die Gründung der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) und die Unterzeichnung der ersten Internationalen Telegrafenkonvention am 17. Mai 1865 statt.
Im November 2005 wandte sich die UN-Generalversammlung an den Weltgipfel zur Informationsgesellschaft, um den 17. Mai zum Welttag der Informationsgesellschaft zu erklären.
Der Gedenktag soll auf die Möglichkeiten aufmerksam machen, die sich für Gesellschaften und Volkswirtschaften aus der Nutzung des Internets und anderer Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) ergeben. Er soll außerdem Wege aufzeigen, die digitale Kluft zu überwinden.
Thema des Welttages am 17. Mai 2022
Das Thema des diesjährigen Welttages lautet ,,Digitale Technologien für ältere Menschen und gesundes Altern“.
Die Alterung der Weltbevölkerung wird den demografischen Trend des 21. Jahrhunderts bestimmen. Doch unsere Gesellschaft hat Schwierigkeiten damit, die Chancen zu erkennen, die dieser Trend mit sich bringen kann. Telekommunikation und Informationskommunikationstechnologien (IKT) unterstützen Menschen dabei, gesund, verbunden und unabhängig zu bleiben – sowohl körperlich als auch emotional und finanziell – und leisten einen wesentlichen Beitrag zu einem gesunden Leben im Alter. Telekommunikation und Informationskommunikationstechnologien (IKT) tragen außerdem
- zum Bau intelligenterer Städte,
- zur Bekämpfung altersbedingter Diskriminierung am Arbeitsplatz,
- zur Gewährleistung der finanziellen Inklusion älterer Menschen und
- zur Unterstützung von Millionen von Pflegekräften auf der ganzen Welt bei.
Digitalisierung als Chance für mehr Teilhabe im Alter
Integrative Technologien gestalten
Um die digitale Teilhabe älterer Menschen zu gewährleisten, müssen fünf wichtige Barrieren überwunden werden: Zugang, Installation, Wissen, Design und Vertrauen. Die Bereitstellung von kostengünstigem Hochgeschwindigkeitsinternet und Geräten samt Installation und Unterstützung sind von grundlegender Bedeutung, um die Vernetzung zu fördern. Die Verbraucher:innen brauchen Programme zur Vermittlung digitaler Kompetenzen und aktuelle Informationen über relevante Technologien.
Die Technologien selbst müssen für alle zugänglich sein und die besonderen Bedürfnisse älterer Menschen berücksichtigen. Schließlich müssen die Menschen darauf vertrauen können, dass ihre Privatsphäre und ihre persönlichen Daten sicher sind und nach ethischen Grundsätzen verwendet werden.
Altersdiskriminierung stoppen
Einer von zwei Menschen weltweit ist altersfeindlich gegenüber älteren Menschen. Die Benachteiligung von Menschen aufgrund ihres Alters ist ein ernsthaftes Hindernis für die digitale Integration. Altersdiskriminierung schränkt die
- Art und Weise ein, wie wir über ältere Menschen und IKT denken (z. B. dass ältere Menschen nicht technisch versiert sind),
- Art und Weise ein, wie wir die Probleme formulieren (z. B. dass ältere Menschen nicht lernen können)
- Lösungen ein, die wir finden.
Ältere Menschen nutzen Technologien. Aber nicht alle älteren Menschen haben den gleichen Zugang zu Technologien und den damit verbundenen gesundheitlichen und sozialen Vorteilen, die sich daraus ergeben. Das kann z. B. bessere geistige Gesundheit, erhöhte körperliche Aktivität und mehr soziale Interaktionen sein.
Dementsprechend müssen sich die politischen Maßnahmen u. a. auf die Beseitigung von Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierung aufgrund des Alters konzentrieren.
Zugang zu einer besseren Gesundheit sichern
Gesundheitliche Probleme führen selbst bei Menschen mit digitaler Kompetenz und digitalem Zugang zu einer beeinträchtigen Nutzung von digitalen Geräten und Diensten. Daher ist es für die digitale Integration älterer Erwachsener wichtig, sich mit diesen Problemen zu befassen.
Sehstörungen, Gelenkerkrankungen, Hörschäden und kognitive Beeinträchtigungen sind nur einige der häufig auftretenden gesundheitlichen Probleme, die die Nutzung digitaler Geräte oder Dienste durch ältere Erwachsene behindern können.
Um die digitale Integration älterer Erwachsener zu gewährleisten, muss die Gesundheitsversorgung im Hinblick auf die Prävention und das Management des Gesundheitszustandes verbessert werden.
Datengleichheit gewährleisten
Vielfalt und Integration werden die Hauptpfeiler zu mehr digitaler Gerechtigkeit für alle Altersgruppen sein. Dabei genügen bereits wenige einfache Schritte, um Technologien so zu gestalten, dass sie für alle zugänglich ist.
Im Mittelpunkt stehen dabei in erster Linie die Endbenutzer:innen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu verstehen, dass jedes Alter seine eigenen Bedürfnisse hat. Als Nächstes gilt es sicherzustellen, dass alle Anwendungen, Technologien und Plattformen mit Datensätzen entwickelt werden, die für alle Altersgruppen geeignet sind. Damit dies gelingt, müssen folgende Fragen beantwortet werden:
- Wer liefert die Daten und woher stammen sie?
- Beziehen die Daten alle Altersgruppen, Geschlechter, Minderheiten etc. ein?
- Spiegelt der Datensatz ein wahrheitsgetreues Abbild der Bevölkerung wieder oder ist er verzerrt?
Dies daraus resultierenden Antworten sind für die Datensammlung von entscheidender Bedeutung, um einen ,,wirklich‘‘ gemischten Datensatz in Apps, Plattformen und innovativen Technologien und somit digitale Gerechtigkeit zu gewährleisten.
Bedürfnisse in der Unternehmenswelt berücksichtigen
Wir leben heute in einer zunehmend digitalisierten Welt, in der alltägliche Dienstleistungen ins Internet verlagert wurden. Ältere Menschen, die oft weniger digital vernetzt sind als diejenigen, die im digitalen Zeitalter geboren wurden, laufen dabei Gefahr, ausgeschlossen zu werden.
Gleichzeitig zu unseren Bestrebungen für die Gleichstellung und Vertretung aller Geschlechter müssen wir Anreize für die Entwicklung einer Kultur schaffen, die die Bedürfnisse älterer Menschen in der Unternehmenswelt berücksichtigt. So kann z. B. durch die Förderung digitaler Weiterbildungen für ältere Menschen, deren Teilhabe an der Gesellschaft als vollwertige digitale Bürger ermöglicht werden. Damit sind ältere Erwachsene in der Lage, das Internet zu nutzen, ihre Unabhängigkeit zu bewahren, an sozialen Aktivitäten teilzunehmen und sich produktiv mit der modernen Welt zu beschäftigen.
Digitale Kompetenzkurse anbieten
Der technologische Fortschritt hält zunehmend Einzug in unseren Lebensstil. Dies gilt insbesondere für ältere Erwachsene, die digitale Technologien nutzen, um soziale Kontakte zu knüpfen, sofortigen Zugang zu Informationen zu erhalten und alltägliche Aufgaben zu erledigen. Dennoch kann es noch eine Lernkurve geben.
Es ist daher wichtig, dass Regierungen, Schulen und die Industrie
- digitale Kompetenzkurse speziell für ältere Erwachsene anbieten.
- wettbewerbsfähige (erschwingliche!) Preise für Internet-Breitband und WLAN anbieten.
- strenge Verbraucherschutzgesetze erlassen.
- Datenschutz- und Sicherheitsbedingungen klar und transparent vermitteln.
Auch das universelle Design* ist von zentraler Bedeutung, um die Marktchancen einer älteren, digital versierten Bevölkerung zu nutzen.
Gutes Altern bedeutet gesundes Altern
Im demografischen Wandel wird dieser Grundsatz immer bedeutsamer. Denn auch wenn Menschen in der heutigen Zeit länger leben als je zuvor, steigt im Alter das Risiko, dass körperliche Einschränkungen bis hin zu chronischen Erkrankungen den Alltag beeinträchtigen. Zentraler Bestandteil von gutem Altern ist demnach eine qualitativ hochstehende und leistbare Gesundheitsversorgung. Sie beinhaltet sowohl die Prävention von Krankheiten als auch die Therapie und Pflege. Vor allem in ländlichen, schwach besiedelten Regionen fehlt es jedoch häufig an medizinischer und pflegerischer Versorgung. Aus diesem Grund suchen Kommunen nach innovativen Möglichkeiten, um Herausforderungen wie mangelndem Pflegepersonal und ungenügenden Heimplätzen entgegenzuwirken. Mithilfe von Technologien können in der Gesundheitsversorgung neue Lösungsansätze gefunden oder bewährte Methoden erweitert werden. Digitale und smarte Technologien helfen dabei, den eigenen Gesundheitszustand oder den von Angehörigen zu beobachten. Zudem zeigen sie neue Möglichkeiten auf, um mit medizinischen oder pflegerischen Dienstleistern in Kontakt zu treten. Auch für Pflegende ist der Einsatz smarter Technologien von entscheidendem Nutzen.
Sie können zeitraubende Nebentätigkeiten und körperlich schwere Arbeit abgeben und die Kommunikation untereinander sowie mit den Klientinnen und Klienten optimieren. Das verhilft ihnen zu mehr Zeit, die sie für die tatsächliche soziale Betreuung der Menschen aufwenden können. Insgesamt führt das zur physischen und psychischen Entlastung der Arbeit und zu einer Verbesserung der Arbeitsprozesse und Pflegequalität.
*Universelles Design (auch: Design für alle, Universal Design): ist ein internationales Design-Konzept mit dem Ziel, Produkte, Geräte, Umgebungen und Systeme so zu gestalten, dass alle (bzw. möglichst viele) Menschen diese ohne weitere Anpassung oder Spezialisierung nutzen können.