Flexible Arbeitszeitmodelle sind gefragter denn je. Dieser Trend zeigt sich auch in deutschen Unternehmen. Historisch gewachsene, starre 9-to-5-Jobs passen heutzutage nicht mehr in die Vorstellung vieler Arbeitnehmer:innen. Wer für potenzielle Mitarbeiter:innen attraktiv sein will, muss daher flexibel in der Arbeitszeitgestaltung sein. Doch nicht nur Arbeitskräfte, sondern auch Führungskräfte profitieren von flexiblen Arbeitszeiten.
Die 10 häufigsten Gründe für moderne flexible Arbeitszeiten
- Verbessern die Wettbewerbsfähigkeit
- Sichern Arbeitsplätze
- Steigern die Arbeitsmotivation
- Reduzieren Kosten
- Begünstigen die Möglichkeit, Termine einzuhalten
- Sorgen für bessere Rekrutierungsmöglichkeiten und eine stärkere Bindung von Fachkräften
- Fördern die Weiterbildung im Unternehmen
- Ermöglichen eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- Optimieren die Kommunikation
- Steigern die Lebensqualität
Mehr Flexibilität durch verschiedene Arbeitszeitmodelle
Deinen Arbeitskräften kannst du flexible Arbeitszeiten auf verschiedene Weisen ermöglichen. Hier einige Modelle im Überblick, die sich auch in der Praxis bewährt haben:
- Teilzeit/Jobsharing
- Vertrauensarbeitszeit
- Gleitzeit mit Kernarbeitszeit
- Homeoffice
- Arbeitszeitkonten
Eine Variante für flexible Arbeitszeitgestaltung sind sogenannte Arbeitszeitkonten. Sie bieten die Möglichkeit, flexibel auf Auftragsschwankungen zu reagieren. In Zeiten, in denen die Auftragslage gut ist, bauen die Mitarbeiter:innen ein Guthaben auf einem Arbeitszeitkonto auf. Ist weniger zu tun, wird dieses Guthaben wieder abgebaut.
Der Begriff Arbeitszeitkonto
Der Begriff wird in betrieblichen Regelungen häufig Synonym für ein Gleitzeitkonto oder ein betrieblich gesteuertes Zeitkonto gebraucht. Die Grundlage bildet hier eine vertraglich geregelte Arbeitszeit. Diese muss am Ende eines bestimmten Zeitraums (i. d. R. ein jahr) abgearbeitet sein.
Dank des Zeitkontos kann der Arbeitszeitverbrauch an die jeweilige Auftragslage angepasst werden. Mitarbeiter:innen können ihre Arbeitszeit so an ihre eigenen Möglichkeiten und saisonale Schwankungen anpassen. Das bedeutet beispielsweise, dass Arbeitskräfte im Frühjahr und Herbst mehr arbeiten und im Sommer die Arbeitszeit reduzieren. Wichtig ist lediglich, dass am Ende des Jahres die vereinbarte Stundenzahl im Durchschnitt erreicht ist.
Die tatsächlich geleistete Arbeitszeit eines Arbeitnehmers oder einer Arbeitnehmerin wird elektronisch festgehalten und schließlich mit der arbeits- oder tarifvertraglich vereinbarten, also der geschuldeten Arbeitszeit abgeglichen. Daraus ergeben sich zwei Szenarien:
- Die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit wird überschritten: Es entsteht ein Zeitguthaben, d. h. Plusstunden.
- Die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit wird unterschritten. Es entstehen Zeitschulden, die Minusstunden.
Überstunden mit flexiblen Arbeitszeiten abbauen
Haben deine Mitarbeitenden aufgrund einer Regelung im Arbeitsvertrag oder im Tarifvertrag einen Anspruch auf einen Überstundenzuschlag, ist der Abbau oder die Vermeidung von Überstunden auf der Kostenseite besonders wichtig für dich. Ein Arbeitszeitkonto kann hier Abhilfe schaffen.
Auf die Rechtsgrundlage kommt es an
Als Arbeitgeber:in darfst du Arbeitszeitkonten nur einführen, wenn es dafür eine gesetzliche Grundlage gibt. Dies kann eine
- Bestimmung in einem auf das Arbeitsverhältnis anwendbaren Tarifvertrag oder
- eine Betriebsvereinbarung mit dem Betriebsrat oder
- eine entsprechende Vereinbarung im Arbeitsvertrag sein.
Vor allem in den beiden letzten Fällen kannst du die Gestaltung der Bedingungen beeinflussen. Damit bist du in der Lage, die Interessen deines Unternehmens bestmöglich zu realisieren. Allerdings gibt es dabei einige Details zu beachten.
Tipp: Arbeitsrechtliche Beratung beanspruchen
Wenn du eine Einführung von Arbeitszeitkonten in deinem Unternehmen planst, empfehlen wir vorher eine arbeitsrechtliche Beratung. Denn damit lassen sich etwaige Detailfehler vermeiden, die aufgrund der Auswirkungen auf viele Arbeitsverhältnisse schnell teuer werden können.
Ein entsprechendes Konzept solltest du nach Fertigstellung noch einmal auf wichtige Punkte hin überprüfen. Welche das sind, siehst du in der folgenden Checkliste.
Checkliste: Diese Punkte solltest du vor der Einführung von Arbeitszeitkonten abklären
- Gibt es eine Obergrenze für die Plusstunden auf dem Arbeitszeitkonto?
- Gibt es eine Obergrenze für die Minusstunden auf dem Arbeitszeitkonto?
- Innerhalb welchen Zeitraums muss das Arbeitszeitkonto jeweils auf null gebracht werden?
- Gibt es Kernarbeitszeiten, in denen die Mitarbeiter:innen auf jeden Fall anwesend sein müssen (wenn ja, welche)?
- Welches Verfahren gilt betriebsintern, wenn Mitarbeiter:innen ihr Guthaben auf dem Arbeitszeitkonto einsetzen wollen?
- Wer muss informiert werden, ist eine Genehmigung erforderlich usw.?
- Wie wird mit Minusstunden am Ende des Arbeitsverhältnisses umgegangen?
Fazit: Arbeitszeitkonten sind komplex, aber erfolgversprechend
Arbeitszeitkonten sind ziemlich komplex, weshalb der Aufwand für ihre Entwicklung entsprechend hoch ist. Dennoch wird sich eine Einführung aufgrund der größeren Flexibilität und der Reduzierung der Überstunden für dein Unternehmen auszahlen.